Am 5. Oktober 2007 startete in Gießen eine bis dahin unbekannte Aktion namens "BOB".
Das Polizeipräsidium Mittelhessen verfolgte mit der Aktion gegen Alkohol am Steuer das Ziel, die Unfallzahlen in der Zielgruppe der 18 - 24jährigen Fahranfänger zu reduzieren. Genau zehn Jahre danach kann man mit Stolz behaupten - dies ist eindeutig gelungen!
Kaum zu glauben: die „Aktion BOB“, die Verkehrspräventionskampagne des Polizeipräsidiums Mittelhessen mit dem knallgelben BOB-Schlüsselanhänger, ist bereits 10 Jahre alt.
„Die Aktion BOB ist ein spürbarer Erfolg für die Sicherheit auf den mittelhessischen Straßen“, erklärt Bernd Paul, Polizeipräsident des Polizeipräsidium Mittelhessen
Foto rechts: Polizeipräsident Bernd Paul
mit dem gelben BOB-Schlüsselanhänger
„Der Rückgang der alkoholisierten Unfallverursacher im Alter von 18 bis 24 Jahren von über 63 Prozent seit 2007 ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der BOB greift. Der wissenschaftlich nachgewiesene Erfolg des BOB, seine hohe Akzeptanz sowie sein hoher Bekanntheitsgrad machen BOB zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Verkehrspräventionsprogramm“.
Entwicklung der Unfälle unter Alkoholeinfluss in Mittelhessen
Foto: Der Rückgang der alkoholisierten Unfallverursacher im Alter von 18 bis 24 Jahren von über 63 Prozent seit 2007 ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Aktion BOB greift - siehe Unfallentwicklung oben!
Festakt im Saal Florenz des Polizeipräsidiums
Außer den zahlreichen Repräsentanten der Polizei aus ganz Hessen nahmen neben Vertretern aus den mittelhessischen Landkreisen und Kommunen, der Justiz und der Wirtschaft auch einige Partner und Unterstützer an dem Festakt im „Saal Florenz“ des Polizeipräsidium Mittelhessen teil.
Foto: Zahlreiche Gäste hatten sich zur Festveranstaltung in den Saal Florenz des Polizeipräsidiums Mittelhessen in Gießen eingefunden
Durch das Programm führte Polizeivizepräsident Peter Kreuter, der nach einer kurzen Begrüßung der Gäste durch Polizeipräsident Bernd Paul das Mikrofon übernahm.
Zunächst jedoch übergab er weiter an den Staatssekretär im hessischen Ministerium des Innern und für Sport, Werner Koch, der just zehn Jahre nach dem Start in Mittelhessen die Festrede zum Geburtstag der Aktion BOB hielt (Foto rechts).
Er gratulierte im Namen der Landesregierung zu dem erfolgreichen Gemeinschaftsprojekt von Polizei und Gesellschaft. "BOB trägt Verantwortung für Verkehrssicherheit und für Menschenleben. BOB kann jeder sein: Mann oder Frau, jung oder alt. Doch eins gilt für alle: 0,0 Promille."
Werner Koch, zeigte in seiner ausführlichen Rede anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Verkehrspräventionsprogramms BOB die Erfolgsgeschichte der Aktion auf und betonte insbesondere, dass die Prävention ein wichtiger Teil der polizeilichen Arbeit sei.
Als das Projekt BOB vor zehn Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hat sicherlich niemand mit dem Erfolg gerechnet. Anlass waren damals die hohen Unfallzahlen von Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. 2007 waren hessenweit in dieser Altersgruppe 1600 Unfälle zu beklagten, 300 junge Menschen erlitten dabei tödliche oder schwere Verletzungen.
Bei Überlegungen, den Unfallursachen Alkohol und Drogen in der überproportional häufig betroffenen Altersgruppe etwas entgegenzusetzen, kam dem Polizeipräsidium Mittelhessen "Kommissar Zufall" in Gestalt des damaligen Polizeioberkommissars Marco Bärtl zu Hilfe (Archivfoto links). Er kannte BOB aus Urlaubreisen nach Belgien, übernahm das dortige Grundprinzip und modifizierte es. In Belgien gibt es z.B. weder ein Freigetränk noch Workshops.
BOB ist keine Abkürzung, sondern ein prägnanter Name, ein Synonym für bewusst praktizierte Verantwortungsübernahme beim Autofahren. Das Symbol der Aktion ist ein gelber Schlüsselanhänger mit dem BOB-Schriftzug (Foto rechts). Wer ihn vorzeigt, erhält als Fahrer einer feiernden Gruppe in inzwischen mehr als 300 Gastronomiebetrieben im Raum Mittelhessen ein alkoholfreies Getränk gratis.
Prävention sei "das beste Frühwarnsystem, das wir in unserer Gesellschaft haben", so Koch. Workshops, etwa in Schulen oder Ausbildungsbetrieben, seien "ein elementares Instrument, um Leute zu erreichen - eine Aufgabe, die lebenswichtig sei“. Etwa 52.000 Workshop-Teilnehmer wurden allein durch die Polizei informiert. Deutlich höher ist mit über 200.000 die Zahl des ausgegebenen gelben Markenzeichens, laut Koch "ein stolzes Ergebnis."
Danach ging Koch auf die BOB-Meilensteine der letzten zehn Jahre ein:
So ergab eine Evaluation der Justus-Liebig-Universität (JLU) aus dem Jahre 2011, dass die Aktion in Mittelhessen überdurchschnittlich bekannt ist und die Unfallzahlen in der Zielgruppe stärker rückgängig sind, als in anderen Bereichen (Präsidien / Direktionen), in denen es BOB nicht gibt. Mehr dazu
Eine besondere Ehre für die BOB-Initiativen gab es im Jahr 2015. In diesem Jahr erhielten sie die Senator-Lothar-Danner-Medaille in Gold (Foto rechts). Damit würdigte der B.A.D.S. (Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr) die jahrelange vorbildliche Präventionsarbeit gegen Alkohol und Drogen am Steuer. Mehr dazu
Im gleichen Jahr schaffte es die Aktion BOB in die "Grüne Liste für Prävention", eine bundesweite Datenbank mit empfohlenen Präventionsprogrammen. Mehr dazu
Man müsse sich weiter diesem Thema stellen, sagte Koch, denn trotz der zwar deutlich verringerten Zahl von etwa 900 hessenweiten Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss im vergangenen Jahr, sei immer noch "jeder Unfall ein Unfall zu viel."
Gutschein an Polizeipräsident Bernd Paul sowie die BOB-Verantwortlichen
Er unterstütze gerne die Aktion BOB weiterhin, sagte der Staatssekretär und übergab im Namen der Landesregierung einen Gutschein an Polizeipräsident Bernd Paul sowie die BOB-Verantwortlichen, Polizeidirektorin Gaby Häuser und Polizeihauptkommissar Dirk Brandau.
Foto: Staatssekretär Werner Koch (v. l.) übergab im Namen der Landesregierung einen Gutschein an Polizeipräsident Bernd Paul sowie die BOB-Verantwortlichen, Polizeidirektorin Gaby Häuser und Polizeihauptkommissar Dirk Brandau
Ein Grußwort sprach auch Jacqueline Lacroix, Europa-Referatsleiterin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), die schon an mehreren BOB-Treffen der einzelnen Initiativen in Deutschland teilgenommen hat. Sie freute sich über die Erfolge, die insbesondere in Mittelhessen durch die Aktion BOB erzielt werden konnten und sagte weitere Unterstützung zu.
Foto rechts: Jacqueline Lacroix, Europa-Referatsleiterin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) bei ihrem Grußwort zum Geburtstag der Aktion BOB
Der Leitende Oberstaatsanwalt, Dr. Michael Bolowich, von der Staatsanwaltschaft Gießen hob abschließend einige positive Anmerkungen zur Aktion BOB aus seiner Sicht hervor (Foto oben).
Auch der von Staatsekretär Koch erwähnte "Kommissar Zufall" in Person von Polizeidirektor Marco Bärtl befand sich unter den Festgästen. Polizeivizepräsident Peter Kreuter stellte ihn und sein Engagement in Sachen BOB noch einmal im Gespräch mit ihm vor.
Foto links: Polizeidirektor Marco Bärtl (rechts) erläuterte das Zustandekommen der Aktion BOB in Mittelhessen aus seiner Sicht - links Polizeivizepräsident Peter Kreuter
Die BOB-Multiplikatoren erhielten eine besondere Würdigung
Abschließend erhielten die Multiplikatoren, für ihr unermüdliches, langjähriges Engagement bei der Aktion BOB, von Staatssekretär Werner Koch und Polizeipräsident Bernd Paul, eine besondere Würdigung und als Ausdruck der Anerkennung ein kleines Präsent. „Ohne sie wäre dieser herausragende Erfolg nicht möglich gewesen!“ sagten beide.
Foto rechts: Polizeihauptkommissar Jörg Pfeiffer erhält ein Präsent von Staatssekretär Werner Koch und Polizeipräsident Bernd Paul überreicht
Foto links: Auch Polizeioberkommissarin Yvonne Ruch bekommt das Präsent von Polizeipräsident Bernd Paul und Polizeidirektorin Gaby Häuser überreicht
Die Geehrten BOB-Mutiplikatoren (leider waren nicht alle anwesend) mit hinten von links: Staatsekretär Werner Koch, Jörg Pfeiffer, Silke Fritzsch, Matthias Lotz, Andreas Düding, Frauke Lindauer, Claudia Schneider, Michael Jung, Dirk Bepler, Jürgen Sill, Yvonne Ruch und vorne von links: Polizeipräsident Bernd Paul, Diethelm Düfert, Dirk Wussow, Mirko Berg, Markus Schaaf, Steffen Dapper, Eberhard Dersch sowie Polizeidirektorin Gaby Häuser und Dirk Brandau von der Geschäftsstelle
Die unter den Ehrengästen verweilende ehemalige Fußball-Nationalspielerin Nia Künzer, die vor einigen Tagen erst durch den Bundespräsidenten für ihr soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden war, wollte gerne noch einige Erfahrungen in Sachen BOB mit einbringen.
Sie unterstützt die Aktion BOB von Beginn an und stellte sich für eines der Werbeplakate für die Aktion zur Verfügung (Foto rechts).
Es sei wichtig, an dem Thema zu arbeiten "bevor das Kind in den Brunnen gefallen sei". Gerade junge Leute bräuchten vielleicht den einen oder anderen Hinweis mehr, so die Sportlerin, und auch wenn man selbst nüchtern fahre, könne man nicht sicher sein, dass sich alle anderen ebenso verhalten.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen!
Foto links: Zwei Weltmeisterinnen unter sich, von rechts Nia Künzer (ehem. im Fußball) und Polizeioberkommissarin Yvonne Ruch (amtierend im Sportkegeln) - beide haben übrigens früher auch einmal zusammen Fußball gespielt, in der Oberliga beim VfB Gießen
Musikalisch sorgte Franco di Grazia mit einigen Gesangsbeiträgen und mit seiner Gitarre für die lockere Unterhaltung beim 10. Geburtstag von BOB. Eine gelungene Veranstaltung, die mit sicherlich mit vielen interessanten Gesprächen bis spät in den Abend ging.
Foto links: Das Team der Geschäftsstelle von verkehrssicher-in-mittelhessen, Claudia Schäfer und Dirk Brandau mit Polizeidirektorin Gaby Häuser (Mitte), der Leiterin der Direktion Verkehr / Sonderdienste - zu der auch BOB gehört
Sie sind die "BOB-Macher" im Hintergrund in den jeweiligen Landkreisen + im Web
Fotos oben: Die jeweiligen Verantwortlichen der Aktion BOB in den einzelnen Polizeidirektionen ergänzenen das Team der Geschäftsstelle mit von links Tobias Decher (Marburg-Biedenkopf), Jürgen Sill (Wetteraukreis), Andreas Düding (Lahn-Dill-Kreis), Jörg Pfeiffer (Gießen) und der Webmaster Eberhard Dersch
Im Foyer des Saals Florenz stand zudem noch ein besonderes Polizeifahrzeug, die BMW Isetta aus dem Polizeioldtimer Museum in Marburg, hier mit Claudia Knappel vom Organisationsteam der Jubiläumsfeiern zu BOB
Foto links: v. r. Staatssekretär Werner Koch, Polizeipräsident Bernd Paul und Polizeivizepräsident Peter Kreuter
mit dem gelben BOB-Schlüsselanhänger
Für die Gäste der Veranstaltung lag ein Flyer aus, der Grußworte des langjährigen Projektleiters Polizeidirektor Manfred Kaletsch (Foto rechts) enthielt, der leider an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen konnte.
Der Flyer zum Festakt 10 Jahre BOB am 05.10.2017 (PDF, 1,2 MB)
Hintergrund zu Einführung von VIM - BOB / MAX
Alarmierende Unfallzahlen 2006 / „verkehrssicher-in-mittelhessen“ (VIM) und BOB ins Leben gerufen
Die Unfallzahlen aus dem Jahr 2006 wiesen über 20.000 Verkehrsunfälle im Polizeipräsidium Mittelhessen aus. 5.657 Personen wurden bei den Kollisionen in den Landkreisen Gießen und Marburg-Biedenkopf, im Wetteraukreis sowie im Lahn-Dill-Kreis verletzt. 67 Menschen verloren ihr Leben.
Insbesondere den jungen Autofahrern im Alter von 18 bis 24 Jahre wurde in diesem Zusammenhang ein erhöhtes Risikoverhalten zugesprochen. Diese Altersgruppe war bei einem Anteil von ca. 8,5 Prozent an der mittelhessischen Gesamtbevölkerung mit ca. 25% bei den getöteten oder verletzten Unfallbeteiligten und bei den Alkoholunfällen sogar mit etwa 30% überproportional vertreten. Neben der Ablenkung durch Handy, Alkohol und Drogen, war die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit Hauptunfallursache für Verkehrsunfälle mit Leicht- oder Schwerverletzten.
Am 28. März 2007 ging das Verkehrssicherheitskonzept „verkehrssicher-in-mittelhessen“ an den Start. Das Konzept setzte auf ein ausgewogenes Verhältnis von Prävention und repressiven Maßnahmen. Mehr dazu
BOB - die erste Säule von verkehrssicher-in-mittelhessen
Ihm folgte ein erstes Standbein mit der Aktion BOB. Sie startete am 05. Oktober 2007 in Gießen und hatte ihren Ursprung Mitte der 90er in Belgien. BOB ist ein gemeinschaftliches Verkehrspräventionsprogramm des Polizeipräsidiums Mittelhessen mit Medien, Partnern aus der Wirtschaft, Verwaltung und vielen weiteren Unterstützern. Bis heute erreichten die BOB-Teams des Polizeipräsidiums Mittelhessen in über 2.000 Workshops mehr als 52.000 junge Menschen.
Weitere Kooperationspartner sind die Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes e.V., der Malteser Hilfsdienst Wetzlar sowie die DLRG Wetzlar. Ihre Multiplikatoren erreichten in Workshops und in den Kursen „lebensrettende Sofortmaßnahmen für Fahrerlaubnisbewerber“ über 50.000 junge Fahrerinnen und Fahrer.
Über 100 Fahrschulen vermitteln zusätzlich zum gesetzlich vorgeschriebenen „Alkoholunterricht“ die BOB-Schwerpunkte. Zudem unterstützen viele Sportler/innen und Vereine die Aktion BOB.
MAX - die zweite Säule von verkehrssicher-in-mittelhessen
Am 26. Mai 2013 startete mit der „Aktion MAX“ eine weitere Verkehrspräventionsaktion des Polizeipräsidiums Mittelhesen unter dem „Dach“ von „verkehrssicher-in-mittelhessen“. Diese richtet sich unter dem Slogan MAXimal mobil bleiben - mit Verantwortung! an Seniorinnen und Senioren jenseits von 65 Jahren.
Die Aktion MAX vermittelt insbesondere älteren Menschen, wie maximale Mobilität bei größtmöglicher Verkehrssicherheit verantwortungsvoll zu erreichen ist.
Eine Bildergalerie folgt noch!
Ein Bericht dazu auf den Seiten der Polizei Hessen
Text und Bilder: Eberhard Dersch
Zum Geburtstag von BOB fand schon ein Aktionstag
am 15. Sept. auf dem Messegelände in Gießen statt
Die Erfolgsgeschichte von BOB - (PDF, 41 KB)